Hofstede erzielte mit seinen polaren Dimensionen eine enorme (populär-)wissenschaftliche Durchschlagskraft. Durch die Generalisierung von einzelnen Verhaltensweisen auf ganze Nationen bediente er gleichzeitig stereotype Vorstellungen. Auch die Ratgeberliteratur zur Geschäftsetikette (re-)produziert stereotype Vorstellungen vom Verhalten ganzer Nationen. Unbeantwortet ist dabei aber bisher immer die Frage geblieben, ob oder wie sich die generalisierenden Verhaltensmuster auch tatsächlich in der kommunikativen Praxis niederschlagen bzw. dort belegen lassen.
Auf der Basis schwedischer und deutscher Tischgespräche unter männlichen Arbeitskollegen soll dieser Frage nachgegangen werden und anhand der 3. Dimension bei Hofstede „Femininität“ versus „Maskulinität“ und einigen weiteren Beispielen ethnologischer Beschreibungen von „Schweden“ und „Deutschen“ analysiert werden, ob sich national-stereotype Vorstellungen in alltäglicher Kommunikation überhaupt wiederfinden lassen, bzw. rekonstruiert werden können. Gibt es tatsächlich „feminine“ kommunikative Muster in der schwedischen Gesprächspraxis, die im Deutschen eher weniger vorkommen oder sogar eher weniger situationsinadäquat wirken würden? Welche (anderen) kommunikativen Muster lassen sich in authentischer kommunikativer Praxis wiederfinden, die als sprachenspezifisch gewertet werden könnten und sich so vielleicht sogar besser als eine potentielle Ressource für die Werbung anbieten (und auch schon genutzt werden) als die Stereotype?